Erste Eindrücke - Alles neu oder doch so wie erwartet?

Nach dem Warten am Gepäckband, dem Entdecken des Begrüßungsschilds von Joseph, unserem Mentor im Projekt, und der Fahrt durch die Straßen der Hauptstadt verbringen wir unsere erste Nacht in einer Unterkunft in Accra. Von draußen dringt leicht gedämpfte Musik ins Zimmer, dann fängt der Regen an, auf das Wellblechdach zu prasseln und uns fallen die Augen zu. Genau wie der Regen in dieser Nacht prasseln in den nächsten Tagen viele neue Eindrücke auf uns ein, von denen wir einige gerne mit dir teilen möchten…







Fahrt von Accra nach Nsuta

Unser erster Eindruck vom Autofahren in Accra? Definitiv ungeordneter als in Deutschland. Aber John, der als Fahrer am Centre angestellt ist, manövriert uns sicher durch das von Gehupe erfüllte Gedränge. Kaum lassen wir die Hauptstadt hinter uns wird es immer ländlicher. In den nächsten Stunden wechselt sich eine weite, hügelige und unglaublich grüne Landschaft mit den Straßenzeilen der Dörfer auf dem Weg ab. Vor den Häusern werden Bananen, Kokosnüsse, Wassermelonen, Erdnüsse und noch vieles mehr – uns noch Unbekanntes - zum Verkauf angeboten. Während wir aus dem Fenster schauen, fällt unser Blick so gut wie immer auf eine freilaufende Ziege am Straßenrand, ein Kind, das in einem Tuch auf dem Rücken getragen wird oder auf die Schlaglöcher vor uns. Je weiter wir kommen, desto schlechter wird die Straße und der Asphalt wird zunehmend von Lehmboden abgelöst. Und wer hält sich schon an das Rechtsfahrgebot, wenn man links die Schlaglöcher umgehen kann? Während wir beim Hupen innerlich immer noch kurz zusammenzucken, scheint es eigentlich meistens als Gruß gemeint zu sein.



ein Blick über Accra

You are welcome!

In vielen Reiseführern steht, wie ausgeprägt die Gastfreundschaft in Ghana ist, doch in diesem Punkt wurden unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Monsignore, der Priester am Centre, hat uns zum Abendessen eingeladen, uns die Städte Jasikan und Kadjebi gezeigt, mit uns den Bischof der Diözese Jasikan besucht und uns sehr viel über die ghanaische Kultur erzählt. Von ihm und allen anderen am Centre wurden wir mit einer unendlichen Herzlichkeit empfangen, wofür wir sehr dankbar sind. Auch im Dorf wurden wir von vielen fröhlich begrüßt und sind schnell am Straßenrand ins Gespräch gekommen. So haben wir es uns inzwischen angewöhnt jeden, der uns über den Weg läuft, zu grüßen. Als Antwort hören wir oft „You are welcome!“ und viele Kinder winken und fangen an freudig „obroni“ zu rufen. Das bedeutet auf Deutsch so viel wie Weißer, hat jedoch keinerlei Konnotation, sondern gleicht mehr einer Feststellung. Genauso existieren neutrale Wörter für schwarze, dünne und dicke Menschen. In der Volta Region werden neben dem Englischen hauptsächlich die lokalen Sprachen Ewe und Twi gesprochen.

Essenszeit

Schon nach ein, zwei Tagen denken wir nicht mehr darüber nach, wenn wir zum Essen vier Wasserbeutel statt Flaschen auf den Tisch legen. Das Trinkwasser wird in 500ml Plastikbeuteln verpackt, die wir zum Trinken mit den Zähnen öffnen. Etwas mehr Zeit werden wir wohl brauchen, um uns an die ghanaischen Gerichte unserer Region zu gewöhnen. Bei einem gemeinsamen Mittagessen mit Joseph und Monsignore haben wir Fufu probiert. Es wird aus der Cassava-Wurzel und Kochbananen gemacht und als Teigball zusammen mit einer Suppe serviert. Außerdem haben wir Banku, das aus Mais und Cassava gekocht wird, und Kenkey, einen gesäuerten Maisknödel, probiert. Ehrlicherweise ist der Geschmack noch ziemlich ungewohnt und keines dieser drei Gerichte ist bislang unser neues Lieblingsessen geworden, aber wir werden es immer wieder probieren und fragen gerne, mit welchen Zutaten und wie die Gerichte zubereitet werden. Ansonsten essen wir gerne Redred mit Reis und Bohnen, frittierte Kochbananen, gekochten und frittierten Yam, der einer Kartoffel ähnelt – insgesamt alles etwas schärfer als gewohnt. Begeistert sind wir von den frischen Früchten, die wir gut und sehr günstig im Dorf oder der nächsten Stadt kaufen können. So haben wir immer reichlich Bananen und Avocados im Haus - genauso wie Mandarinen und Orangen, die zurzeit an den Bäumen am Centre reif sind.


Wir trinken zum ersten Mal aus Wasserbeutel.

Spaziergang nach Togo

Da die Grenze zu Togo laut der großen Karte, die in unserem Wohnzimmer hängt, keine acht Kilometer entfernt ist, sind wir einfach mal dem Weg nach Osten gefolgt. Der Wegesrand ist von grünen Büschen und Bäumen gesäumt. Am Horizont sind die Hänge einer Bergkette zu erkennen. In regelmäßigen Abständen sieht man schmale Pfade abzweigen, die vermutlich zu den Feldern führen, wo Reis, Mais oder Bananen angebaut werden. Wir entdecken einige Kakaobäume, Palmen, Bambus und einzelne hoch aufragende Bäume. Im nächsten Dorf, das wir erreichen, werden wir auf Französisch begrüßt – Togo kann also nicht mehr weit sein. Doch zunächst wird der Weg schlammiger und ziemlich steil. Voller Bewunderung schauen wir den Motorädern hinterher, die sich unbeirrt den Berg hochmühen. Das hätten wir nicht für möglich gehalten… In der feuchtwarmen Luft geraten wir langsam ins Schwitzen, doch hinter einem weiteren Dorf, sehen wir schließlich eine Schranke mit der Aufschrift „Ghana Immigration Service Ketsi Point“. Wir haben es geschafft. Näher können wir Togo ohne Visum nicht kommen. Auf dem Rückweg sorgt ein kurzer Regenschauer für die erwünschte Abkühlung. Insgesamt empfinden wir die Regenzeit bisher als sehr angenehm, mal sehen, wie es uns vermutlich ab Oktober in der Trockenzeit geht…

der Weg Richtung Togo



der Grenzübergang nach Togo


















In der Kirche

Dass Religion hier eine größere Rolle spielt, haben wir schnell gemerkt. Das Gebet vor und nach dem gemeinsamen Essen hat uns nicht gewundert, aber mit Gebeten als ersten und letzten Tagesordnungspunkt bei unserem ersten Meeting haben wir nicht gerechnet. Überrascht haben uns auch die Todesanzeigen, die als bunte Plakate manchmal am Straßenrand hängen. Mit einem großen Foto des Verstorbenen wird sein Alter bekanntgegeben und zur meist dreitägigen Trauerzeremonie eingeladen. Generell ist der Glaube im alltäglichen Leben sichtbarer: an dem „God have mercy“- Schriftzug an einem Auto, an dem Rosenkranz, den eine Frau als Kette trägt, an dem Psalm, der an eine Hauswand geschrieben wurde. Während uns die Messe, die unter der Woche täglich am Centre gefeiert wird, sehr an einen Gottesdienst in Deutschland erinnert hat, ging es uns in der Sonntagsmesse in Nsuta anders. Sie wurde überwiegend auf Ewe und Twi abgehalten und war voller Tanz, Trommeln und Bewegung. Sowohl am Centre als auch im Dorf durften wir die Messe als Gelegenheit nutzen, um uns vorzustellen.

Unterwegs mit Moto und Trotro
Wie kommt man hier eigentlich von A nach B? Für kurze Strecken ist das Moto das Mittel der Wahl. Wenn wir das Centre verlassen, kommen uns oft schon nach einigen Metern mehrere Motorradfahrer von der Motostation an der nächsten Kreuzung entgegen. Wir setzen uns einzeln oder zu zweit hinter den Fahrer und machen uns so auf den Weg nach Kadjebi, die nächstgelegene Stadt. Zunächst haben wir noch skeptisch ein Auge auf die Schlaglöcher vor uns, doch dann lassen wir unseren Blick über die Landschaft streifen und genießen den Fahrtwind. Sicher und mit einem Lächeln im Gesicht angekommen, bedanken wir uns und zahlen für die circa zehnminütige Fahrt drei Cedi pro Person, umgerechnet weniger als 60 Cent. Ebenso günstig – aber noch etwas aufregender – ist das Reisen mit dem Trotro, worunter man sich einen Kleinbus mit 15-25 Sitzplätzen vorstellen kann. Die Dauer der Fahrt ist aufgrund der Straßenverhältnisse und möglichen kurzen Zwischenhalten zum Aus- und Zusteigen nur schwer vorherzusehen – zumal das Trotro erst dann losfährt, sobald es voll besetzt ist und auch das letzte Gepäckstück festgeschnürt ist.



Das war nun ein kleiner Einblick in unsere eigenen Eindrücke und Erlebnisse der bisherigen zwei Wochen. Wir konnten uns ein erstes Bild von Ghana machen und sind doch sicher, dass wir dieses im Laufe des Jahres um viele Elemente, Farben und Schattierungen erweitern werden…



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