Woher kommt eigentlich unsere Schokolade? - Besuch auf einer Kakaofarm
Die Welt ist kleiner als man denkt – und das gilt auch Kontinent übergreifend. Dank des beständigen Kontakts zwischen Leonies Vater und einem Ghanaer seit über 30 Jahren wurden wir von Godwin Mitte September nach Papase eingeladen und durften mit ihm die Kakaofarm seines Bruders besuchen.
Nach einem ausgiebigen Essen bei ihm
brechen wir mehr als gut gestärkt zur Farm auf und mit Gummistiefeln
ausgerüstet folgen wir drei Arbeitern, die uns herumführen. Im Abstand von
wenigen Metern steht Kakaobaum neben Kakaobaum und wir bahnen uns den Weg durch
die langen Baumreihen. An den Stämmen und den dickeren Ästen der Bäume hängen
die Kakaofrüchte – größtenteils sehr viele grüne und einige gelbe, die schon
reif sind. Die Fläche der Farm ist schwer zu schätzen, doch an der benachbarten
Straße zieht sie sich mehrere hundert Meter weit und es ist nicht schwer, sich
die langen Gehwege über die gesamte Farm auszumalen. Schon nach einigen Minuten
wird uns klar, dass der Kakao-Anbau eine Wissenschaft für sich ist. Der
Kakaobauer ist ein echter Experte und hat sein Wissen an einem Agriculture
College erworben. So fachsimpelt er zum Beispiel über die richtige Art der
Belüftung der Anlage. Wir stehen unter einem dichten Blätterdach nicht weit
über unseren Köpfen und es fällt kaum Sonnenlicht durch die Bäume, um den Boden
zu trocknen. Stattdessen wird die Farm vertikal belüftet: Die unteren Äste der
Bäume werden entfernt, sodass der Wind hindurch weht und die Bäume mit frischer
Luft versorgt. Als wir weitergehen, zeigt der Kakaobauer uns von Baum zu Baum
die verschiedenen Herausforderungen und Probleme. Zum einen ist das ein Pilz,
der von Insekten übertragen wird und die Früchte befällt, zum anderen faule
Früchte, die andere anstecken. Der Bauer benutzt ein von der Regierung
genehmigtes Pestizid, um seinen Ertrag zu schützen. Bei einer Raupe, die an
einem Baum langkrabbelt, ist er zwiegespalten. Zwar frisst sie die Früchte an,
doch trägt sie durch ihre Hilfe bei der Bestäubung auch ihren Teil zu einer
guten Ernte bei. Ganz auf die natürliche Bestäubung kann sich der Bauer aber
nicht verlassen. Dreimal pro Saison lässt die Regierung einen Teil der Bäume
künstlich bestäuben. Diese Bäume werden dann mit einem Band markiert und der
Arbeiter ritzt seine Unterschrift in die Baumrinde. Der Kakaobauer fängt an,
darüber zu schimpfen. Laut ihm sind die Arbeiter nicht gut ausgebildet und
würden die Pollen nicht richtig mit dem Stigma der Blüte kreuzen. Er kritisiert
das Handeln der Regierung, doch weiß auch zu schätzen, dass so Arbeitsplätze
geschaffen werden. Dann greift er nach seinem langen Pflückmesser und erntet
vier Kakaofrüchte für uns, die er
so knapp wie möglich abtrennt, damit neue Blüten nachtreiben. Um den Kakao
weiterzuverarbeiten, werden die Kakaobohnen aus dem Inneren der Frucht
haufenweise ca. sechs Tagen unter Palmblättern fermentiert und anschließend
getrocknet. Ein Baum, den wir sehen, trägt violette Früchte. Auf unsere Frage
erklärt er uns, dass sei genauso wie mit ihm und uns: „different skin – same
blood“. Am Rand der Farm zeigt er uns noch einige neue Setzlinge, die er von
der Regierung bekommen hat. Ungefähr sieben Jahre wird es noch dauern bis diese
zum ersten Mal Früchte tragen, dann kann bis ins Alter von 45-50 Jahre im
Regelfall zweimal im Jahr geerntet werden. Als wir die Farm wieder verlassen,
sind wir nicht nur um einiges schlauer, sondern auch beeindruckt von der
Leidenschaft der Kakaobauern. Obwohl wir schon jeder eine Kakaofrucht in der
Hand haben, werden uns noch Unmengen an Obst geschenkt: Avocados, Papaya,
Orangen, Bananen und Plantain. Wieder einmal sind wir überwältigt von der
Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Leute.
Und wie schmeckt denn nun frischer
Kakao? Im Inneren der Frucht sind ca. 25 bis 50 Kakaobohnen, die von weißem
Fruchtfleisch umgeben sind. Einzeln herausgelöst kann man diese lutschen und
dabei das süße Fruchtfleisch, das fast wie Weingummi schmeckt, genießen.
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