Essenszeit in Ghana - Va mi du nu!
Nach
etwas Eingewöhnungszeit für unsere deutschen Geschmacksnerven genießen wir das
ghanaische Essen nun morgens, mittags, abends – ganz zum Erstaunen mancher
Ghanaer. Damit wir auch in Deutschland „überleben“, schauen wir fleißig in der
Küche über die Schulter und werden uns einige Zutaten auf Vorrat vor der
Rückreise einpacken.
Über
Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, also versuchen wir es erstmal mit
einigen Bildern und Erklärungen… Aber wenn du die Gelegenheit dazu hast, dann können
wir nur raten: Probiere das ghanaische Essen unbedingt!
1. Die berüchtigten "Bälle"
Ob
es sich dabei nun um einen Brei, Knödel oder Kloß handelt, kann man auch nach
dem Probieren nicht genau definieren. Fest steht jedoch, dass all diese
Gerichte tagtäglich auf den Tisch kommen. Als Grundlage dafür dienen Cassava
und Mais. Nach verschiedener Zubereitung vom Trocknen, Mahlen, über Vorbereiten
eines fermentierten Teigs bis zum Anrühren entstehen unterschiedliche Gerichte.
Eine kleine Übersicht:
Banku = fermentierter
Cassava-Teig + fermentierter Mais-Teig
Kenkey = fermentierter
Mais-Teig
TZ = Cassava-Mehl + Mais-Mehl
Akble = Mais-Mehl
Kokonte = Cassava-Mehl
All diese Gerichte werden ähnlich wie
Grießbrei angerührt, anschließend zu Bällen geformt und in Plastik, Mais- oder
Bananenblätter bis zu zwei Wochen haltbar verpackt. Je nach Region, Gericht und
Geschmack wird der Ball mit einer bestimmten Suppe kombiniert. Zur Auswahl
stehen zum Beispiel Groundnut Soup (Erdnuss-Suppe), Okra Soup (Suppe mit Okra-Schoten),
Palmnut Soup (Palmölsuppe), Ademe (spinatähnliche Sauce), … Die Suppen werden
dabei entweder auf Fleisch- oder Fischbasis gekocht. Alternativ zur Suppe
schmecken die meisten Gerichte auch mit Pepper, einem scharfen Mix aus Chili-Schoten,
Tomaten, Zwiebeln, Salz und Pfeffer.
Auch in die Kategorie der
„Bälle“ fällt Fufu, das Nationalgericht Ghanas, wozu du mehr in diesem Post findest.
Fufu mit Light Soup |
Akble mit Pepper und Omlett |
Kokonte mit Palmnut Soup |
Banku mit Groundnut Soup |
Kenkey mit Pepper und Fisch |
2. Reis, Reis und noch mehr Reis
Obwohl man Reis eher mit
Asien assoziiert, wächst er auch in Ghana und gehört durch Importe in großer
Mengen zu den Hauptnahrungsmitteln. Auch mit Reis sind ghanaische Köche sehr
kreativ. Sie braten ihn als Fried Rice mit Gemüse an, mischen ihn mit Bohnen zu
Waakye, kombinieren ihn als weißen Plain Rice mit verschiedenen Saucen und
kochen ihn in einer scharfen Tomatensuppe zu Jollof Rice. Weich gekocht werden
auch aus Reis Bälle geformt und mit Groundnut Soup gegessen.
Jollof Rice mit Ei |
Plain Rice mit Salat und Ei |
Waakye |
Fried Rice mit Stew und Salat |
Auf dem Markt |
3. Yam und Kochbanane, die Alleskönner
Yam und Kochbananen
werden als Grundnahrungsmittel in vielfältiger Weise zubereitet: gekocht,
gegrillt und frittiert. Zudem kann es als Grundlage für Fufu dienen. Dabei
verdient sich die Yam-Wurzel zu recht den Status der deutschen Kartoffel –
nicht nur, weil sie frittiert, genannt Koliko, wie Pommes schmeckt. Je nach
Sorte der Kochbanane, schmeckt sie ebenfalls ähnlich wie Kartoffel oder wie
eine süße Banane. Wegen der einfachen Zubereitung findet man gegrillte und
frittierte Kochbananen- oder Yam-Stücke an viele Straßenecken unterwegs.
Koliko |
gekochte Plantain mit Stew |
4. Redred
Redred
hat uns vom ersten Probieren an überzeugt und war lange Zeit unser
Lieblingsessen. Was uns dabei am meisten freut ist, dass es sich auch in
Deutschland relativ problemlos kochen lässt. Augenbohnen (black-eyed peas)
werden weichgekocht. Mit viel Palmöl, Zwiebeln, gekochten Tomaten, Tomatenmark,
püriertem Ingwer, Chili-Schoten, Salz und Pfeffer wird eine gut gewürzte Sauce
gekocht und die Bohnen hinzugegeben. Als Beilage gibt es manchmal Reis und oft
frittierte Kochbananen, die trotz oder gerade wegen ihres süßen Geschmacks, gut
zu den Bohnen passen. Zudem wird Gari, wofür Cassava zerkleinert und geröstet
wird, darüber gestreut, was zwar nicht den Geschmack aber die Konsistenz
verändert.
5. Obst
Das Obst hier ist ein Traum! Und die
Auswahl ist riesig: Bananen, Zitonen, Orangen, Papayas, Ananas, Avocados,
Mangos, Kokosnüsse, Melonen, Stachelannone… Das Angebot ist komplett
sasisonabhängig und wenn die Zeit vorbei ist, gibt es von einem Tag auf den
anderen zum Beispiel keine Avocados mehr. Dafür schmeckt alles Obst sehr frisch,
fruchtig und super lecker - mit Ausnahme der importierten Äpfeln, die dann doch
in Deutschland besser schmecken.
ein toller Obststand |
und noch ein Obststand |
unser Tisch voller Obst |
frische Kokosnuss |
Neben den Gerichten gehört aber noch einiges anderes zur Essenkultur eines Landes und in Ghana unterscheidet sich da einiges von deutschen Gewohnheiten:
1.
Mit den Fingern.
Das typisch ghanaische Essen, wie die „Bälle“, wird
normalerweise mit den Fingern gegessen, während bei Gerichten wie Reis, Yam
Slices usw. sowohl die Hände als auch Besteck möglich sind. Dabei gilt zu beachten, dass aus
kulturellen Gründen nur die rechte Hand benutzt werden darf.
2.
Frühstück
In Ghana kann das Frühstück sehr unterschiedlich aussehen.
Manche essen gar nichts, andere eine große Portion Reis oder Banku. Einige
essen Kleinigkeiten wie aufgekochte Haferflocken, Brot mit Omelett, Porridge
mit frittierten Bohnengebäck und eine Art Milchreis. Getrunken wird gerne
schwarzer oder grüner Tee oder Milo, das beliebte Kakaogetränk, wozu ein Stück
süßes Weißbrot gegessen wird.
3.
Essengewohnheiten
Im Vergleich zu den üblichen deutschen Essensgewohnheiten
wird schärfer, mächtiger und mehr gegessen. An die Schärfe haben wir uns
schnell gewöhnt. Auch zwei warme Mahlzeiten essen wir inzwischen sehr gerne,
doch bei den Portionsgrößen können wir immer noch nicht einmal annähernd
mithalten. Grundsätzlich ist die ghanaische Küche reich an Kohlenhydraten und
dank Palmöl auch an Fetten. Dafür wird wenig süß gegessen. Je nach Region und
Kulturkreis werden unterschiedliche Gerichte unterschiedlich häufig gegessen. Dabei
unterscheidet sich vor allem der Süden vom Norden.
4. Va mi
du nu!
Das
ist Ewe und bedeutet: “Komm lass uns essen!“ Bevor man anfängt zu essen, lädt
man mit dieser gängigen Floskel oder dem englischen Äquivalent „You are
invited!“ andere zu seinem Essen ein. Häufig bleibt es bei der Floskel, doch oft
wird die Einladung angekommen und man teilt sich das Essen. Teilen wird in
Ghana generell großgeschrieben und ohnehin wird oft von einem Teller oder aus
einer Schüssel gegessen.
5. Straßenstände
und Chop Bars
Restaurants
sind hier auf dem Land, im Gegensatz zu Accra und anderen großen Städten, sehr
selten und werden durch die sogenannten “Chop Bars“ ersetzt. Man findet sie eigentlich in jedem Dorf
am Straßenrand und wird dort mit vielerlei Essen versorgt. Oft gibt es Reis,
Fufu oder Banku mit scharfen Saucen, Fleisch und Fisch. Dank den unzähligen kleineren
Straßenständen kann man auch noch im kleinsten Dorfes etwas Leckeres und frisch
Zubereitetes zu essen finden. Das Angebot reicht von gegrillten oder
frittierten Kochbananen über Backwaren bis hin zu vor Ort zubereiteten
Mahlzeiten.
6. Fleisch
und Fisch
Fleisch und Fisch gehören zu jedem ordentlichen Gericht
dazu, da es hier bisher noch eher Luxus- als Konsumgut ist. Da es den
Hauptkostenpunkt der Gerichte ausmacht, wird es extra verkauft und bezahlt. So
wird im Alltag häufig vegetarisch und durch die fehlenden Milchprodukte meist
auch vegan gegessen. Am häufigsten wird Hühnchen gegessen, was auch in riesigen
Mengen aus Europa importiert wird und leider massiv den lokalen Hühnchen den
Wettbewerb verdirbt. In Saucen finden sich oft kleine Stücke Rindfleisch. Zu
besonderen Anlässen wird eine Ziege oder ein Schaf geschlachtet. Zudem wird
auch sogenanntes Bush Meat, wie grasscutter und Ratten, gegessen. Der Fisch
kommt überwiegend aus dem Volta See, dem Atlantik oder den Flüssen. Fisch und
Fleisch werden sowohl gegrillt als auch frittiert oder in Suppen eingekocht.
Vegetarische Ernährung können viele zwar nicht nachvollziehen,
aber sie akzeptieren es trotzdem. So wird für uns Fleisch oder Fisch durch Ei
ersetzt.
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