Bücher, Bücher, Bücher...



Über das Jahr hinweg waren wir fleißige Leseratten und möchten nun einigen Lesestoff mit Bezug zu Ghana und Afrika empfehlen.

„Die Gesichtslosen“ von Amma Darko


Die staubigen Straßen und Märkte der ghanaischen Hauptstadt Accra sind die Heimat der vierzehnjährigen Fofo. Sie schlägt sich mit Diebstählen und Gelegenheitsarbeiten durchs Leben, was solange „gut“ geht, bis sie ins Visier der Untergrundgestalt Poison gerät. Kabria, Mutter dreier lebhafter Kinder, leidet unter der Gleichgültigkeit ihres Ehemannes Adade und den Launen ihres „Geliebten“ Creamy, einem ramponierten und eigentlich fahruntüchtigen VW-Käfer. Als sich die Wege von Fofo und Kabria unverhofft kreuzen, beginnt eine mal erschütternde, mal unglaublich witzige, immer aber turbulente Geschichte, in der Amma Darko jenen Menschen ein Gesicht gibt, die im Schatten der „modernen“ afrikanischen Gesellschaft leben müssen.

Ein Roman von einer ghanaischen Autorin zu lesen erschien mir schon im Vorhinein reizvoll. Wer könnte eine authentischere Geschichte erzählen? Und mit dieser Hoffnung liege ich genau richtig. Amma Darko überzeugt uns gleich mit mehreren Büchern. 1996 geschrieben, zeichnet „Die Gesichtslosen“ ein realistisches Bild der unterschiedlichen Lebenssituationen in Accra. Nach der ersten Begegnung zwischen Fofo und Kabria entwickelt sich eine packende Geschichte und schon bald befindet man sich mitten in einem spannenden Kriminalfall. Es offenbaren sich mehr und mehr Verstrickungen und spätestens dann fällt es schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Obwohl uns die Welt der meisten Figuren – das Armenviertel Sodom und Gomorrha in Accra – fremd ist, schließt man sie sie schnell ins Herz und fiebert mit ihnen. Gleichzeitig geht es auch um Themen wie die Rolle von Mann und Frau, Schwangerschaft, Tod, Prostitution, Präventionsarbeit, Armut, Vergewaltigung, Medizinmänner und das Leben in einer Ehe. Ganz beiläufig findet als dies seinen Weg in die Geschichte und man lernt einiges dazu, sodass man am Ende dieses Buches voller Überzeugung feststellen kann: Ja, diese Figuren sind keine „Gesichtslosen“ mehr…

„Das Hausmädchen“ von Amma Darko


Ein Buch – zwei Geschichten. Die erste heißt „Im Überfluss“ und handelt von Leila. Sie hat einen Sohn und ist eigentlich glücklich mit Koomson verheiratet - wäre sie bloß nicht seine Zweitfrau. Ein plötzlich eintreffender Brief seiner ersten Frau aus Sunyani macht alles noch komplizierter und lässt die Vergangenheit wieder zutage treten. Rachegedanken, Eifersucht und Liebe – alle Gefühle kommen zusammen und es ergibt sich eine tragische und emotionsvolle Geschichte. Welche Rolle nimmt die Frau in einer Ehe ein? Ist es ein Fehler, sich als Frau auf eine polygame Beziehung einzulassen? Aus welchen Gründe geht ein Mann mehrere Ehen ein? Anhand Leilas Geschichte und der Liebes- und Lebenslage ihrer Freundinnen werden verschiedene Ansichten über Beziehungen und das eheliche Zusammenleben gegenübergestellt. Jede Figur findet auf die Frage, was im Liebes- und Eheleben moralisch „richtig“ ist, ihre eigene, vom Leben bestimmte Antwort. Ein Thema, mit dem man sich in Europa selten auseinandersetzt, hat in Ghana durchaus Relevanz: Polygamie.

Die zweite Geschichte trägt den Titel „Das Hausmädchen“. Irgendwo im ghanaischen Busch finden junge Männer die Leiche eines neugeborenen Mädchens. Der schier unglaubliche Fund animiert die landesweite Presse zu reißerischen Schlagzeile. Wer ist die gewissenslose Kindesmörderin? Und welche Geschehnisse führen zu solch einer Tat? Die Geschichte Efias, die aus dem kleinen Dorf Kataso ein neues Leben als Hausmädchen in Accra beginnt, zeigt die Abgründe einer ebenso habgierigen wie doppelzüngigen Gesellschaft. Amma schafft es ohne Mitleid und Betroffenheitspathos ein verklärtes Bild der mitunter schweren Lebensumstände zu zeichnen. Wie die Handlungen, Motive und Absichten der Figuren zu bewerten sind, bleibt dabei immer noch dem Leser überlassen.

Und so trifft die Beschreibung des Klappentexts genau zu: „Mit den Episoden «Im Überfluß» und «Das Hausmädchen» profiliert sich Amma Darko endgültig als Stimme der einfachen Menschen ihres Landes.“ Auch wir können diese Autorin nur weiterempfehlen!



Das Lächeln der Nemesis" von Amma Darko


Eine mysteriöse Botschaft hebt Aggies geordnete Welt aus den Fugen. Wer droht ihr „Nemesis“, vergeltende Gerechtigkeit, an – und warum? Während sie verzweifelt versucht, das Rätsel der Botschaft zu lösen, muss sie machtlos miterleben, wie ihr Mann Idan ihr immer mehr entgleitet und Krankheit und Zwist die polygame Ehe ihres Vaters zerstören. Die Fäden des Schicksals drohen Aggie zu ersticken. Und schließlich wird ihr klar, dass sie nur entrinnen kann, wenn sie sich einer längst verdrängten Vergangenheit stellt…

Ein weiterer Roman von Amma Darko, der wie alle ihre Bücher allein durch seinen Schreibstil und seine Authentizität einer ghanaischen Autorin eine Empfehlung verdient. Amma Darko schafft es mal wieder, gesellschaftlich brisante und kontroverse Themen und eine fesselnde und emotionale Geschichte einzuflechten. „Das Lächeln der Nemesis“ hat es dabei ganz schön in sich. Es geht um Untreue, Vergeltung, Witwenriten, Aberglauben und einen falschen Propheten. Auch wenn die Geschehnisse einem aus deutscher Perspektive sehr fremd sind und auch im Dorfalltag in Nsuta eher vorstellbar sind, findet man gut in die Geschichte hinein und erhält einen interessanten Eindruck, inwiefern Familiengeschichte, Traditionen und Überzeugungen Einzelschicksale prägen können. In all den komplizierten Familienverhältnisse, die multiperspektivisch und nicht chronologisch erzählt werden, besteht zwischenzeitlich die Gefahr verloren zu gehen, doch zu Ende hin löst sich alles schlüssig auf…



„Aluta“ von Adwoa Badoe


Als die 18-jährige Charlotte im Studentenwohnheim von Kumasi eingezogen ist, weit entfernt von ihrem Elternhaus in Accra, genießt sie ihre neue Freiheit. Ihre Zimmergenossin führt sie in den Alltag des Wohnheims ein, wo die Studentinnen gemeinsam lernen, kochen, feiern und Spaß haben. Charlotte, die schön ist und intelligent, zieht die Aufmerksamkeit der Männer auf sich, darunter ihr charismatischer Politikprofessor, der politisch engagierte Kommilitone Banahene und der Ölhändler Asare, der sie mit teuren Geschenken umwirbt. Doch dann bricht in Charlottes erstem Studienjahr plötzlich ein alter politischer Konflikt auf und verändert das Leben aller: Beim Putsch gegen die Regierung werden drei Richter ermordet, und die Studenten Ghanas für den Protest mobilisiert, Charlotte fängt Feuer, sie erweist sich als fähige und leidenschaftliche Kämpferin und übernimmt - zusammen mit Banahene, in den sie sich verliebt – eine führende Rolle in der Bewegung. Als Charlotte ihre Vorsicht fahren lässt, gerät sie ins Visier der neuen Machthaber und in Lebensgefahr.

Zunächst erweist sich die Geschichte wie die eines typischen Jugendromans. Charlottes Studentenleben mit Feiern, Schminken, Jungs ließe sich ähnlich in Köln statt Kumasi vorstellen. Doch die weitere Entwicklung gibt Einblicke in die wechselvolle politische Geschichte Ghanas. Gilt Ghana heute als stabile Demokratie und politisches Vorzeigeland in Westafrika, so waren die Jahren von der Unabhängigkeit 1957 bis zum Ende des Jahrhunderts immer wieder von politischen Unruhen und Putschen geprägt. Während man Charlotte von Dates bis zu politischen Versammlungen begleitet, bekommt man immer wieder Anreize, zu den politischen Hintergründen der Zeit zu recherchieren, die mir ehrlich gesagt vorher nicht bewusst waren. Dank des simplen Schreibstils ist es einfach zu lesen und eine schöne Lektüre, die mich zum Recherchieren, Nachdenken und mit einigen lobenden Erwähnungen über das ghanaische Street Food auch zum Schmunzeln gebracht hat.



„Heimkehren“ von Yaa Gyasi


Obwohl Effia und Esi Schwestern sind, lernen sie sich nie kennen, denn ihre Lebenswege verlaufen von Anfang an getrennt. Im Ghana des 18. Jahrhunderts heiratet Effia einen Engländer, der im Sklavenhandel zu Reichtum und Macht gelangt. Esi dagegen wird als Sklavin nach Amerika verkauft. Während Effias Nachkommen über Jahrhunderte Opfer oder Profiteure des Sklavenhandels werden, kämpften Esis Kinder und Kindeskinder ums Überleben: auf den Plantagen der Südstaaten, während des Amerikanischen Bürgerkrieges, der Großen Migration, in den Kohleminen Alabamas und dann, im 20. Jahrhundert, in den Jazzclubs und Drogenhäusern Harlems. Hat die vorerst letzte Generation schließlich die Chance, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, den sie Heimat nennen kann und wo man nicht als Menschen zweiter Klasse angesehen wird?

Dieser multiperspektivische Roman platzt förmlich vor Themen und hat mich begeistert. Auf Grundlage siebenjähriger Recherche brillant geschrieben und meinungsstark erhält der Roman meine wärmste Empfehlung! Er ist ein Großwerk, dass mehrere Kontinente, Länder und Generationen umfasst und trotzdem nicht den roten Faden verliert. Während die Erzählung kapitelweise dem Stammbaum folgt, wird deutlich wie komplex und weitreichend die Sklavengeschichte ist. Sklaverei und seine Auswirkungen ist auch heute noch Realität und voller Raffinesse und mit gekonnten Aussparungen fügt sich die Familiengeschichte über mehrere Jahrhunderte zusammen und zeichnet ein Bild der Zeit. Selbst vor Ort und mit den Erinnerungen an unsere Besichtigung des Cape Coast Castle ist die Geschichte plötzlich sehr nah. Vollkommen zu Reicht als Bestseller ausgezeichnet kann ich nur sagen: Fang an zu lesen!

Vielleicht zunächst dieses Spiegel-Interview mit der Autorin Yaa Gyasi und dann den Roman…





„Stromausfall im Paradies – Ein Reisebericht aus Ghana“ von Rainer Hackel


Rainer Hackel, der seit zwanzig Jahren nach Ghana reist, vermittelt in seinem fesselnden Reisebericht Einblicke in das faszinierende und widersprüchliche Leben des westafrikanischen Landes. Er erlebt das bunte Treiben auf den Märkten, taucht in das magische Leben Westafrikas ein und trifft auf berühmte Ghanaer wie Kofi Annan. Hackel geht aber auch auf die Sehnsucht des westlichen Menschen nach dem unberührten Afrika ein und stellt die Frage nach der Aktualität der von Léopol Senghor begründeten Négritude.

Dank seines überschaulichen Umfangs von 64 Seiten ist das Buch eine kurzweilige Lektüre. Viele der unterhaltsamen Beschreibungen seiner Erlebnisse in Ghana ähneln unseren ersten Erfahrungen. Passagenweise ist die Erzählung vollgespickt mit zahlreichen Zitaten aus Literatur von Richard Wright, Byung-Chul Han, Léopold Senghor und weiteren Autoren, die als Denkanstoß dienen und auf weiterführende Literatur verweisen. Wer die Mischung aus leichten und anspruchsvollen Passagen sucht, dem sei zu diesem dünnen Buch geraten.



„Ärger im Paradies – Geschichten aus Ghana und Deutschland“ von Rainer Hackel


Rainer Hackels humorvolle und kurzweiligen Geschichten aus Ghana entführen den Leser in den turbulenten Alltag des westafrikanischen Landes. Er unternimmt mit dem Autor waghalsige Fahrten durch den tropischen Regenwald, blickt in die Abgründe magischer Rituale und erlebt die Poesie des afrikanischen Lebens. Hackel erzählt aber auch von der Lebenssituation ghanaischer Einwanderer in Deutschland, die sich trotz aller Willkommenskultur mit rassistischen Vorurteilen konfrontiert sehen.

Dieses weitere Buch von Rainer Hackel zeichnet sich ebenfalls durch seinen anschaulich beschreibende und dahinfließenden Erzählstil aus. Die wechselnden Schilderungen von Situation in Ghana und in Deutschland zeigen einen authentischen Einblick in sein Leben ohne das seinen Erlebnissen Allgemeingültigkeit zugesprochen wird. Zwischenzeitlich wird es schwierig in der Fülle der erwähnten Namen den Überblick über all die vorkommenden Freunde, Verwandten und Bekannten zu behalten. Doch so ist für reichlich Abwechslung in der kurzweiligen Geschichte gesorgt - die perfekte Lektüre für zwischendurch!


„Fufu für den Obroni“ von Florian Halstenbach


Der Untertitel trifft den Nagel bereits auf den Kopf: „Erinnerungen an eine Reise nach Ghana“ Halstenbach schreibt in diesem Buch seine heutigen Erinnerungen an eine Ghana-Reise zu Beginn der 1990er Jahre nieder. Trotz oder gerade wegen der gut 20 Jahre Abstand zu dem Erlebten schildert er sehr gelungen sein Eintauchen in die ghanaische Lebenswirklichkeit. Angekommen in einer bis dato vollkommen fremden Welt mit unbekannten Moral- und Wertvorstellungen erlebt er einen Prozess der Assimilierung, der ihn besonders dank einiger ghanaischer Freunde tief in die ghanaische Kultur eintauchen und ihre Eigenheiten verstehen lässt. Dass er dabei seine Erfahrungen stets im Gegenlicht der eigenen Herkunft und Erziehung sieht, macht einen besonderen Reiz für den westlichen Leser aus. Seine Geschichte verspricht keine atemberaubenden und mitreißenden Ereignisse, sondern es wird klar, dass das Besondere und Bedeutende im Alltag zu finden ist. In einem durchaus anspruchsvoll verschachteltem Schreibstil legt der Autor seine langen Gedankengänge über das Erlebte und seine Erinnerungen dar. Besonders lobend ist zu erwähnen, dass er dabei immer wieder seine eingeschränkte Wahrnehmung reflektiert und auf seine subjektive Sicht verweist. So zeichnet dieses Buch kein aktuelles Bild von Land und Leute – ein Anspruch, dem das Buch weder gerecht werden will noch kann -, sondern nimmt einen mit in die Gedankenwelt eines ehemaligen Ghana-Reisenden. 


„Von einem kleinen Zettel, der in einem Herrenhemd um die halbe Welt reiste und unser Leben für immer veränderte“ von Claudia Klütsch und Dirk Höner


Als Claudia Klütsch ein neues Oberhemd ihres Ehemanns aus der Verpackung zieht, fällt ein Zettel heraus. Es ist der Hilferuf eines Arbeiters aus der Textilfabrik in Bangladesch, in der das Hemd hergestellt wurde. Das Ehepaar versucht monatelang herauszufinden, was und wer genau hinter dieser Nachricht steckt. Schließlich fliegen sie selbst nach Bangladesch, um den Verfasser zu finden. Die beiden erleben eine Reise ins Ungewisse, die sie mit vielen Eindrücken und Einsichten nach Deutschland zurückkehren lässt. Und mit neu gewonnenen Freundschaften, die bis heute währen. 2018, fast dreizehn Jahre später, besuchen Claudia und Martin Klütsch ihre Freunde in Bangladesch und erfahren, welch großen Unterschied ein kleines bisschen Menschlichkeit machen kann.

Dieses Buch spielt nicht in Afrika, sondern pendelt zwischen Deutschland und Bangladesch. Durch Glück, Schicksal, Zufall oder was auch immer landet der Hilferuf von Gazi bei Familie Klütsch. Dadurch treffen zwei Welten aufeinander, die zuvor eventuell nicht einmal voneinander wussten. Es entstehen Beziehungen, die man nicht beschreiben kann, Fragen, Selbstvorwürfe und Unsicherheiten insbesondere auf der deutschen Seite der Geschichte. Dieses Buch wurde von Claudia Klütsch geschrieben, sodass Gefühle und Gedanken eine große Rolle spielen. Ich selber kann viele ihrer Zweifel und Unsicherheiten verstehen. Muss ich mir Vorwürfe machen, weil ich in einem reichen Land geboren wurde? Bin ich verpflichtet zu helfen? Wie kann ich das am besten tun? Kann ich einem unbekannten Menschen trauen? Durch einige Bilder, die auf den Reisen entstanden sind, und einem lebensnahen Schreibstil wird das Buch sehr anschaulich und verständlich, auch für Menschen, die noch nie in Bangladesch waren.


„Blauer Hibiskus“ von Chimamanda Ngozi Adichie


Das Haus von Kambilis Familie liegt inmitten von Hibiskus, Tempelbäumen und hohen Mauern, die Welt dahinter ist das von politischen Unruhen geprägte Nigeria. Mit sanfter, eindringlicher Stimme erzählt die 15-jährige Kambili von dem Jahr, in dem ihr Land im Terror versank, ihre Familie auseinanderfiel und ihre Kindheit zu Ende ging.

Nicht nur die geografische Nähe, sondern auch einige Freunde, die Wurzeln in dem Land haben, haben mein Interesse an Nigeria geweckt und so war es eine große Freude dieses Buch zu lesen. Ich konnte viele Ähnlichkeiten zum ghanaischen Leben entdecken, allerdings wurde mir auch bewusst, dass der afrikanische Kontinent voller Unterschiede steckt und diese auch schon in Westafrika deutlich werden. Thematisch geht es um komplexe Familienstrukturen, Gewalt in der Erziehung, die Bedeutung von christlichem Glauben und die Verbindung zwischen Politik und Einzelschicksalen. Im Laufe der Geschichte verändert sich Kambili von einem stillen und etwas eingeschüchterten Mädchen zu einer selbstdenkenden und starken Frau. Diese individuelle Entwicklung wird sehr lebhaft und nah an ihren Gefühlen beschrieben, sodass man sich in manchen Punkten vielleicht selber in Kambili wiederfinden kann, obwohl die Geschichte etwa 5000km von Deutschland entfernt spielt.


„Afrika, mein Leben“ Erinnerungen einer Unbeugsamen von Wangari Maathai


Als Wangari Maathai mit dem Friedensnobelpreis geehrt wird, feiert ganz Afrika. In einem Kikuyu-Dorf am Fuße des Mount Kenya geboren, ergreift Wangari Maathai die Chance, in den USA und Deutschland zu studieren. Schließlich wird sie die erste Professorin Kenias und die erste grüne Politikerin Afrikas. „Afrika, mein Leben“ erzählt die Lebensgeschichte einer charismatischen Frau, die Hoffnung in die Welt trägt.

Momentan ist das Thema Umweltschutz überall präsent und auch in Afrika spielt es eine Rolle. In ihrer biografischen Erzählung zeigt Wangari Maathai, dass der Klimawandel vor allem kleine Bauern betrifft. Sie deutet Lösungsvorschläge an und beschreibt ihren persönlichen Einsatz – all das passierte vor ein paar Jahrzehnten. Gleichzeitig geht es in diesem Buch auch um die kenianische Unabhängigkeit und die Rolle der Frau. Maathai kämpft für eine bessere Welt in Bezug auf Umweltschutz, Frauenrechte und korruptionsfreier Politik. „Nebenbei“ ist sie auch noch Mutter, was sie sehr authentisch in ihrem Werk herüberbringt. Teilweise verschwimmen die Themen miteinander, sodass man manchmal den Überblick verliert, aber nur so sieht ihre Realität aus. Manchmal kann sie nicht sagen, warum sie Kritik bekommt – weil sie eine Frau ist? Weil sie für die Umwelt kämpft? Oder weil sie der politische Gegner ist?


„Der Preis der Freiheit“ von Tsitsi Dangarembga


1945 im heutigen Zimbabwe geboren, schildert anrührend und menschenkundig den zähen Kampf eines Dorfmädchens um Bildung. Doris Lessing schrieb über dieses Buch: Viele gute, von Männern geschriebene Romane sind in Afrika entstanden, aber wenige von schwarzen Frauen. Dies ist der Roman, auf den wir gewartet haben. Er beschreibt, wie ein armes benachteiligtes Mädchen allmählich dem Dorfleben, dem Stammesleben entschlüpft, um seinen Platz als gebildete Frau einzunehmen - erzählt, was sie gewonnen, aber auch, was sie verloren hat; wie schwer es Frauen unter der Fuchtel der Männer in der traditionellen afrikanischen Gesellschaft hatten. Eine faszinierende Geschichte, schwer aus der Hand zu legen.

Dem letzten Satz des Klappentextes muss ich ein wenig wiedersprechen. Mir fiel es schwer in die Geschichte hineinzukommen, weil es für mich doch eine fremde Welt ist. Ich kann viele Gedanken und Handlungen nicht nachvollziehen. Erst nach einigen Seiten wird es einfacher und verständlicher. Man hinterfragt die eigene Rolle im Postkolonialismus, vergleicht seine eigene Kindheit mit der des jungen Mädchens und fragt sich, ob man sich für Bildung oder die eigene Familie entschieden hätte. Insgesamt lesenswert, aber nur, wenn man genug Ausdauer für die ersten Seiten hat. Später lassen sich viele Lebensweisheiten mitnehmen.


„Rote Sonne, schwarzes Land“ von Barbara Wood


Kenia 1963: Deborah flieht aus einem brennenden Land vor einer verbotenen Liebe. Einst war ihre Familie nach Kenia gekommen, um den Eingeborenen die Segnungen der modernen Medizin zu bringen. Doch die angesehene und gefürchtete Medizinfrau Wachera kämpfte entschlossen um die Erhaltung afrikanischer Traditionen. 15 Jahre später kehrt Deborah nach Kenia zurück und fragt nach dem Scheitern ihrer Familie, die Teil der Seele Afrikas war. Und sie stellt sich auch ihrer eigenen Vergangenheit…

Dieses Buch hat auf über 700 Seiten alles, was ein Roman braucht. Komplizierte Liebesgeschichten, Mord, politische Unruhen, Krankheiten und Umweltkatastrophen. Doch für mich ist das Buch, das über mehrere Generationen das Leben britischer Siedler in Kenia beschreibt, mehr als nur ein Roman. Oft spürt man Kritik am Kolonialismus, es gibt viele Perspektivwechsel und auch die Motive der MauMau-Kämpfer, die oft nur als brutale Revolutionskämpfer dargestellt werden, werden erklärt und sind teilweise sogar nachvollziehbar. Auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man gerne Romane liest und sich für Kolonialgeschichte interessiert. Darauf aufbauend lässt sich auch einiges zu Kenia recherchieren und spannende Informationen über das Land und seine Geschichte finden.


„Spinnweben“ von Amma Darko


Unsere Welt ist empfänglich für diejenigen, die vieles zu geben haben, und fordert es skrupellos ein. Wenn sie dann ausgezehrt sind und nichts mehr anbieten können, wendet sie sich gegen sie – in einem bösen Racheakt. – Humorvoll, einfühlsam und manchmal drastisch verfolgt der Roman den schwierigen Selbstfindungsprozess einer jungen Ghanaerin zwischen tief verwurzelter Mystik und politischem Ränkespiel ihrer postkolonialen Heimat und ihrem schicksalhaften Streben nach dem „modernen“ Leben in der Welt des Weißen Mannes.

In diesem Buch von Amma Darko vermischen sich das ghanaische und das deutsche Leben auf eine interessante Art und Weise. Eine junge Frau durchläuft den „normalen“ Bildungsweg und strebt jedoch immer nach mehr. Durch den Rat einer Freundin sucht sie sich einen „sugar daddy“, der ihr den Luxus ermöglicht, den sie so oft direkt vor ihrer Nase sieht, der aber nur den Briten und der Oberklasse vorbehalten ist. Auch ihre Familie erhöht irgendwann den Druck und die junge Ghanaerin gelangt nach Deutschland. Ihre Erwartungen werden jedoch nicht erfüllt und es erwarten sie viele Schwierigkeiten, insbesondere was die Behörden und ihre Arbeit angeht.

Viel Spaß beim Lesen!

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